Die Qual der Wahl beim Zahlungs-dienstleister
Es ist nicht leicht, den passenden Zahlungsanbieter zu finden.
Zum einen sind die regelmässigen Kosten unterschiedlich, zum anderen auch noch die Gebühren und Leistungen.
Dieser Vergleich soll die Wahl ein wenig erleichtern.
Wenn du Online Verkäufe tätigen willst, hast du dir sicherlich schon Gedanken darüber gemacht, deine Kunden auch Online zahlen zu lassen.
Auf diese Weise kannst du beispielsweise auch Kreditkartenzahlung, Paypal, Apple Pay oder ähnliches akzeptieren. Du benötigst dafür nicht mal einen Onlineshop.
Wenn du, wie ich, in der Schweiz lebst, wird die Sache nochmals komplizierter, da in diesem Fall bei Verkäufen ausserhalb der Schweiz auch eine Währungsumrechnung erfolgt.
Zusätzlich stellt sich die Frage, ob du ein Warenkorbsystem oder eine automatische Affiliatefunktion (Empfehlungssystem) benötigst.
Aber nur diese Themen sind noch lange nicht alles. Die meisten Anbieter unterscheiden noch in monatliche Gebühren und zusätzliche Gebühren pro Kauf (Transaktionsgebühren). Teilweise ist hier auch entscheidend, wie hoch die Rechnungssumme (Digistore) oder der Gesamtumsatz (Amazon) ist.
Um dir die Recherche zu ersparen, möchte dir meine Vergleichstabelle anbieten.
Du kannst entweder direkt die Tabelle Vergleich Zahlungsdienstleister 2023 herunterladen, oder dich zu meinem Newsletter anmelden, dann bekommst du den Link zu Google und kannst dir die Tabelle kopieren oder als Excel herunterladen und wirst ausserdem bei Aktualisierungen benachrichtigt.
Besonderheiten der Zahlungsdienstleister
Wie bereits erwähnt, gibt es bei der Wahl des richtigen Anbieters einige Dinge zu beachten.
Als Erstes möchte ich einige Besonderheiten der verschiedenen Anbieter nennen.
Payrexx
Payrexx ist mit 4 verschiedenen Angeboten nicht gerade übersichtlich. Der Einstieg ist ab 15 € bzw. 15 CHF monatlich möglich. Andere Anbieter sind bereits ohne Monatsgebühr verfügbar. Was den Anbieter jedoch besonders macht, sind die Zahlungsweisen. Als einer von zwei Anbietern unterstützt Payrexx das in der Schweiz sehr beliebte Twint. Ebenfalls wird, wie bei zahls, eine Terminal-Funktion angeboten. Das bedeutet, du kannst dein Handy nehmen und damit Zahlungen entgegennehmen. Dies ist dann sinnvoll, wenn du auch vor Ort verkaufst. Die Ausstellung digitaler Rechnungen wird allerdings erst ab dem Starter Paket für 19 €/CHF angeboten. Die Möglichkeit per QR-Code zu zahlen wird ebenfalls angeboten. Mit insgesamt günstigen Konditionen ist Payrexx ein guter Anbieter, vor allem wenn du am Markt etabliert bist und monatlich Verkäufe tätigst. Für die Schweiz ist wie erwähnt durch TWINT nochmals ein zusätzliches Plus vorhanden und damit eine noch grössere Empfehlung.
Stripe
Stripe hat wohl insgesamt das grösste und damit auch das komplexeste Angebot. Mit Stripe Payments kannst du Zahlungen entgegennehmen. Wie bei den meisten Anbietern ist, auch hier ist noch keine Rechnungsstellung enthalten, dies benötigt zusätzlich Stripe Invoicing. Bei Abo Modellen benötigst du zusätzlich noch Stripe Billing. Hier können schnell Mehrkosten entstehen, da alles Prozentual pro Rechnung abgezogen wird. Mit 1,4 % in Deutschland und 2,9 % in der Schweiz und International ist Stripe ein sehr günstiger Zahlungsdienstleister, hat aber viele Funktionen in Extra Paketen, die dann nochmals bei 0,4 - 0,5 % zusätzlich Kosten verursachen. Hier macht dann eine Anbindung mit einem anderen Anbieter wie Thrivecart oder Sendowl unter Umständen mehr Sinn. Insgesamt bietet Stripe jedoch eine Fülle an Dienstleistungen. Für einmalige Zahlungen auf jeden Fall empfehlenswert.
Digistore
Digistore ist deutlich mehr als ein Zahlungsdienstleister. Es werden 1,5 Pakete angeboten. Das klingt seltsam, lässt sich aber dadurch erklären, dass du ab einer Rechnungshöhe von mindestens 400 € automatisch günstigere Konditionen bekommst, du musst also nicht wechseln. Was Digistore besonders macht ist, dass Digistore ein Lizenznehmer ist. Das bedeutet für dich, dass du dich um nichts kümmern musst, ausser deine Angebote bei Digistore zu verkaufen. Die Umsatzsteuer wird direkt von Digistore abgeführt, da dieser der Lizenznehmer deiner Angebote ist.
Vor allem für den Start oder für Nebeneinkünfte ist es sicherlich eine praktische Alternative, da keine monatlichen Gebühren anfallen. Mit 7,9 % + 1 € ist Digistore allerdings ein Anbieter mit recht hohen Kosten, dafür bekommst du aber auch ein All-in-One Paket. Auf längere Sicht empfehle ich dennoch ein anderes Angebot, da du dich mit deinem Geschäft insgesamt auseinandersetzen solltest und es bei höheren Einnahmen auch musst.
Amazon
Amazon ist überall bekannt und in Deutschland inzwischen sehr etabliert. In der Schweiz hat man für gewöhnlich davon gehört, der ein oder andere hat vielleicht auch mal etwas bestellt, ein grosses Publikum hat Amazon allerdings nicht.
Was Amazon als Zahlungsanbieter besonders macht ist, dass die prozentualen Anteile der Gebühren nicht pro Rechnung, sondern für den gesamten Monatsumsatz berechnet werden.
Bei Amazon fallen keine monatlichen Gebühren an, die Kosten liegen bei 0,35 € pro Rechnung und in Deutschland 1,9 % bei unter 5.000 € Umsatz, bei über 5.000 € sind es 1,7 % Gebühren.
Für die Schweiz sind die Kosten 2,9 % bei unter 10.000 € Umsatz im Monat. Bei mehr als 10.000 € sinken die Kosten auf 2 %.
Insgesamt bietet Amazon 4 Abstufungen an. Mit diesem Angebot kann Amazon gut mit anderen Anbietern mithalten.
Copecart
Copecart ist ähnlich wie Digistore ein All-in-One Anbieter. Allerdings hat das Image inzwischen einen schweren Schaden genommen, nicht nur durch die Thematisierung bei ZDF Magazin Royal. Da hier unseriöse Anbieter Ihre Produkte verkaufen, Geld-zurück-Garantien teilweise kommunizieren, diese aber dann nicht einhalten kann ich CopeCart (aktuell) nicht empfehlen. Auch rechtlich sieht es wohl schlecht aus, sein Geld zurückzubekommen, wenn hierüber gekauft wurde und der Anbieter nicht willens ist zu erstatten. Momentan gibt es diesbezüglich viele Beschwerden, daher ist es möglich, dass sich dieser Umstand in der Zukunft ändert. Der Imageverlust dürfte jedoch immens sein. Der Vollständigkeit halber hier dennoch die Gebühren.
CopeCart verlangt keine monatlichen Gebühren und 4,9% der Rechnungssumme. Damit ist Copecart für das Angebot ein sehr günstiger Anbieter. Aus oben genannten Gründen empfehle ich jedoch: Finger weg!
Paypal
Der am längsten am Markt tätige Zahlungsdienstleister mit hoher Bekanntheit. Vor allem durch Ebay bekannt geworden, ist Paypal aus dem Onlinezahlungsverkehr kaum wegzudenken. Dies lassen sie sich jedoch auch gut bezahlen.
Paypal hat keine monatlichen Gebühren und erhebt 3,4 % + 0,35 € pro Rechnung. In der Schweiz sind es 3,4 % + 0.37 CHF pro Rechnung. Bei Länderübergreifenden Zahlungen kommt nochmals 1,29 % hinzu. Hiermit wärst du dann bei 4,69 %. Dafür, dass Paypal lediglich Zahlungsdienstleister ist, sind sie in diesem Segment nicht günstig. Auch die Zahlungsmethoden sind gegenüber der meisten anderen Dienstleister weniger vielfältig.
zahls.ch
zahls.ch ist ein eher kleinerer Anbieter und wie an der Domain zu erkennen ist auf die Schweiz ausgerichtet. Wie Payrexx bietet zahls.ch ebenfalls Zahlung via Twint an. Als Anbieter ist zahls am Markt eher unbekannt, mit Sitz in der Schweiz aber sicherlich gut nutzbar. Eine Anbindung an die bekanntesten Shopsysteme wie Woocommerce, Magento, Shopware ist vorhanden, sodass es für viele sicherlich nutzbar ist. Das Telefon kann wie bei Payrexx auch als Terminal genutzt werden. Zahls bietet ebenfalls einen Onlineshop inklusive an. Das bedeutet für dich, du könntest von deiner Webseite direkt auf Produkte in diesem Shop linken. Rechnungen werden ebenfalls versendet. Für den Start also sicherlich auch gut geeignet.
Zahls verlangt im Einsteigerpaket keine monatliche Grundgebühr, dafür aber 2,9 % der Rechnungssumme. Auch hier gibt es Upgrade Pakete, mit denen du die prozentuale Beteiligung auf bis zu 2 % reduzieren kannst.
Klarna
Klarna gehört durch die rasche Verbreitung zu den bekannten Anbietern. Durch die vielseitige Integration z. B. bei Zalando und das Anbieten von Teilzahlungen ist Klarna vor allem beim jüngeren Publikum sehr beliebt geworden.
Klarna verlangt keine monatliche Gebühr, jedoch 3,25 % der Rechnungssumme und 1,69 € pro Rechnung. Damit gehört der Anbieter nicht zu den günstigsten.
goCardless
Ein Anbieter aus dem vereinigten Königreich. Hier sind wir wieder bei einem relativ günstigen Anbieter. Besonders ist hier, dass im günstigsten Angebot goCardless auf der Rechnung vermerkt ist. Dein Firmenname ist also nicht zu sehen. Diesen bekommst du ab 50 € monatlich. Dieser Anbieter stellt nur 2 Zahlungsarten zur Verfügung, nämlich Lastschrift und Kauf auf Rechnung, Cardless eben. Eine Zahlung per Kreditkarte ist mit diesem Anbieter also nicht möglich. Einmalige Lastschriften haben hier jedoch den Vorteil, dass
«Instant Bank Pay» genutzt wird, eine einmalige Zahlung also direkt überwiesen wird.
Der Anbieter erhebt keine monatliche Gebühr im günstigsten Tarif und 1 % + 0,2 € pro Rechnung bei Zahlungen in Euro. Für Schweizer bedeutet dies, dass eine Währungsumrechnung notwendig sein kann/wird. Dies verursacht nochmals Kosten von 1 % der Rechnungssumme. Insgesamt also 2 % + 0,20 €. Damit ist goCardless sicherlich ein günstiger Zahlungsanbieter. Auch Abonnementgebühren können mit goCardless eingezogen werden.
sendowl, Thrivecart und andere Anbieter
sendOwl sei hier nur erwähnt, da häufig eine Verwechslung zwischen Zahlungsdienstleister (PSP = Payment Service Provider) und im weitesten Sinne Warenkorb-Anbietern besteht.
SendOwl selbst zieht keine Zahlungen ein, hierfür wird ein Zahlungsanbieter (Stripe oder Paypal) benötigt. Gleiches gilt für Thrivecart. Mit sendOwl lassen sich dafür vielfältige Dinge realisieren. Grundlegend ist hier der Warenkorb. Was ich besonders gut finde, ist das Affiliate-System. Partner, die deine Produkte verkaufen können und direkt Ihren Anteil gutgeschrieben bekommen. Upselling, Lizenzschlüssel, zeitlich begrenzte Downloads usw. können hiermit ebenfalls realisiert werden.
sendOwl mit Stripe kostet zusammen 5 % der Rechnung und $9 Monatsgebühr.
Weitere Zahlungsdienstleister
Nicht mit aufgenommen in die Liste habe ich Klarna, DataTrans, Postfinance, SIX Payments, Wallee und einige weitere Dienstleister. Diese sind bereits in der Vorauswahl ausgeschieden.Hierfür gab es unterschiedliche Gründe. Teilweise die unterstützen Integrationen, teilweise die Kosten oder die Angebote.
Zahlung mit QR-Code oder auf Rechnung
Eine zusätzliche Anmerkung noch.
Da das Zahlen mit QR-Code zunehmend beliebter und verbreiteter ist, kannst du sehr wahrscheinlich auch QR-Codes bei deiner Bank erstellen, über die deine Kunden zahlen können.
Sofern du feste Preise hast, ist dies sicherlich auch eine einfache Möglichkeit grundsätzlich Zahlungen zu akzeptieren, ohne dass Kosten entstehen.
Gleiches gilt natürlich für Rechnung.
In beiden Fällen ist unbedingt zu beachten, dass du selbst eine Rechnung für den Käufer ausstellst. In meinem Trainerweb ist dies in allen Varianten bereits automatisch enthalten.
Verwendung der Tabelle
Im tabellarischen Vergleich der verschiedenen Anbieter, wird schnell ersichtlich, wie viele Bestellungen du haben solltest und wie hoch deine Bestellungen sein sollten, damit sich der jeweilige Anbieter lohnt.
Häufig fällt einem direkt Paypal ein, wenn Zahlungen entgegengenommen werden. Klar, Paypal ist bereits seit langer Zeit am Markt, bietet jedoch im Vergleich mit anderen Anbietern eine eher geringe Funktionalität bei hohen Kosten.
Beschreibung und Beispiele
Das Dokument ist aufgeteilt in die Übersicht der Anbieter oben und drei Tabellen mit Beispielrechnungen.
Die erste Tabelle gilt für 1 Bestellung pro Monat, diese lohnt sich eher für Coaches, die wenige hochpreisige Verkäufe im Monat machen.
Wenn du also 1 Bestellung für 200 € oder 200 CHF pro Monat hast, zahlst du bei Payrexx 20,30. Bei Stripe sind es 3,05 im Euro-Raum und 6,10 ausserhalb.
Bei Paypal sind 7,15.
Wenn du für den Newsletter angemeldet bist, kannst du die Google Tabelle kopieren, oder als Excel herunterladen und die Anzahl der Rechnungen und auch die Beträge der Einzelrechnungen anpassen. Diese Felder sind gelb markiert.
Tabelle 2 stellt die Kosten bei 50 Rechnungen pro Monat dar. Im Falle von Payrexx würde sich ab 100 Rechnungen mit einem Gesamtwert von 2500 CHF/EUR bereits das Pro Modell lohnen.
Tabelle 3 zeigt die Kosten bei 300 Rechnungen pro Monat. Hier zeigt sich gut, dass du langfristig planen solltest (wenn du nicht wechseln möchtest)
Bei 300 Rechnungen zu 100 CHF/EUR liegen die Kosten der verschiedenen Anbieter zwischen 495 bei Stripe (goCardless sogar unter 360) und 2.670 CHF/EUR. Das ist zwar vom Gesamtumsatz immer noch vertretbar, aber doch ein grosser Unterschied, wenn nicht alle Leistungen benötigt werden.
Fazit
Im tabellarischen Vergleich der verschiedenen Anbieter, wird schnell ersichtlich, wie viele Bestellungen du haben solltest und wie hoch deine Bestellungen sein sollten.
Eine klare Empfehlung ist schwer zu geben, da deine Anforderungen ein wesentlicher Bestandteil sind.
Meine Empfehlung für dich ist folgende:
Bist du in der Schweiz, verwende Payrexx oder Digistore
Wenn du 0 monatliche Fixkosten haben willst, nutze Stripe, Digistore oder zahls.
Da ich diese 4 Anbieter für die besten am Markt halte, werde ich die anderen in zukünftigen Vergleichen wahrscheinlich nicht mehr berücksichtigen. Möglicherweise kommt Amazon später hinzu, auch ist es möglich, dass zahls oder Digistore entfallen werden.
Welcher Dienstleister gefällt dir am besten?
Was ist dir besonders wichtig bei einem Zahlungsdienstleister?
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